Der Klimawandel hat auch unsere Region erreicht

von Heinrich Vierlinger

 

Stimmt das,oder ist es nur Stimmungsmache? Der Vortrag des Geoökologen Burkhard Beudert vom Nationalpark Bayerischer Wald in der KEB-Geschäftsstelle in Freyung belegte es mit Hilfe von Daten und Fakten eindeutig,dieses Fazit kann mit Fug und Recht gezogen werden.

Gleich zu Beginn seines Vortrages stellte er aber zunächst einmal einen häufigen Fehler richtig,der im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel immer wieder gemacht wird.

Der Begriff des Klimas wird nämlich im allgemeinen Sprachgebrauch und Verständnis oft gleichgesetzt mit den Begriffen Wetter oder Witterung. Daraus resultieren Missverständnisse,die eine sachliche Diskussion erschweren.

Klima aber ist der mittlere Zustand der Atmosphäre über einen Zeitraum von 30 Jahren,bei uns in Deutschland ist das momentan die Statistik des Wetters in der Zeitspanne von 1961 - 1990.

 

In seinen Ausführungen erläuterte er dann in Grundzügen wie globale Klimamodelle konstruiert sind und wie daraus das regionale bzw. lokale Klimamodell für unseren Lebensraum erzeugt worden ist. Die Übereinstimmung simulierter Temperaturen und Niederschläge im Untersuchungsgebiet mit den realen Daten an der Messstation Waldhäuser z.B. war für die Zuhörer verblüffend. So ist zum Beispiel die modellierte und gemessene Temperatur für die Jahreszeiten und auch des Niederschlages dieser Station sehr gut.Die 1:1 Linie einer Graphik verdeutlicht,daß im Mittel der letzten 30 Jahre von 1971-2000 die Ergebnisse aus Modell und Messung praktisch identisch sind.

 

Am Beispiel der gemessenen Jahresmitteltemperaturen und des Niederschlags ermittelte das regionale Klimamodell für das letzte Drittel des Jahrhunderts für die Waldhäuser folgende Werte :

 

  • deutlicher Anstieg der Jahresmitteltemperaturen vom Frühjahr (+0,7°C) bis zum Winter (+3,6°C)

  • für die Niederschläge unveränderte Werte im Frühjahr (-0,8 %),deutliche Rückgänge in Sommer (-24 %), und Herbst (-15 %),und eine starke Zunahme im Winter (+40 %).

 

Insgesamt ergibt dies für Waldhäuser ein erfreulich anmutendes Klimaszenario:

Es wird deutlich wärmer im Sommer, aber noch nicht zu heiß, es regnet deutlich weniger

und an weniger Tagen.Im Winterhalbjahr von November bis April halbiert sich die Zahl der Eistage von 52 auf 23 Tage, und es reduzieren sich die Tage mit Temperaturmittel unter 0°C von 88 auf 49 Tage,die Frosttage von 129 auf 84 Tage

 

Die gemessene Wirklichkeit in Waldhäuser schaut dabei so aus:

 

Zwischen 1972 und 2008 fand eine Erwärmung der Mitteltemperatur im April um 3°C statt.Die statistische Sicherheit des Trends liegt damit bei über 99%.

 

Das Ende der Schneedecke lag in den 1970er und 1980er Jahren meist in der letzten April - oder

der ersten Maidekade. Es ist inzwischen an den Anfang des Aprils verschoben.

Zwischen 1972 und 2008 hat eine Vorverlegung des letzten Spätfrostes um fast 20 Tage stattgefunden hat. Etwa von der ersten Maihälfte auf die erste Aprilhälfte.Die statistische Sicherheit des Trends liegt bei über 95%.

 

Seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 1974 hat sich der Austriebstermin der Buchen

hochsignifikant von Ende Mai, also nach den Eisheiligen, auf Anfang Mai vorverlegt.

Für alle Baumarten des phänologischen Gartens in Waldhäuser, die ihren Laubaustrieb zumindest früher im Mai hatten, lässt sich eine Vorverlegung um 20 – 23 Tage feststellen, für die Lärche um 18 Tage.

Am Ende seiner Ausführungen ging Beudert auch darauf ein, wie die Region darauf reagieren sollte:

Dabei stellte er klar:„Auch wenn viele glauben, dass der anthropogen verursachte Klimawandel nicht existiert, vielleicht weil sie es nicht wahrhaben wollen – es gibt jede Menge Indizien dafür und wissenschaftlichen Sachversand, der diesen Prozess aus dem Bereich

des „Glaubens“ heraushebt.Dieses nicht wahrhaben wollen verhindert dann auch, dass wir uns rational mit unseren zukünftigen Lebensmöglichkeiten auseinandersetzen“

 

Er schlug deshalb die Entwicklung von regionalen Anpassungsstrategien,von Ideen/Szenarien vor und ging auch gleich auf die Fragestellungen ein,die dringend zu behandeln wären um eine sinnvolle und erfolgreiche Regionalentwicklung zu erreichen:

 

  • wie verändert sich unsere Landschaft ?(Waldbewirtschaftung versus landwirtschaftliche Nutzung, Baumartenverteilung etc.)

  • wie könnte ihre landwirtschaftliche Nutzung aussehen ?(mehr Getreideanbau, weil wärmer, aber noch feucht genug ? usw.)

  • wandelt sich ihre touristische Eignung?(was wird mit dem Wintertourismus ? Ist der zukunftsträchtig? Oder wird bspw. Waldhäuser attraktiv als Sommerfrischer Urlaubsort, für die Sommerfrische,weil zwar warm, aber noch nicht zu heiß?

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Burkhard Beudert links beim Vortrag.Foto:A.Seidl

Kulturkreis ,Pro-Nationalpark Freyung-Grafenau e.V., Bund Naturschutz Kreisgruppe Freyung-Grafenau und Förderverein Ilztalbahn beschlossen dann auch spontan mit einer Arbeitsgruppe am Thema dranzubleiben. Es werden dazu sicher im kommenden Frühjahr Folgevorträge zu diesem wichtigen Themenbereich angeboten.

 

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