Naturzonenerweiterung

Naturzone wächst auf über 72 Prozent
Einstimmiger Beschluss im Kommunalen Nationalpark-Ausschuss

Christina Hackl 23.10.2019 | Stand 22.10.2019, 20:27 Uhr

Frauenau. Der Kommunale Nationalpark-Ausschuss hat eine große Erweiterung der Naturzone beschlossen: Das Gebiet, in das der Mensch nicht eingreift, wächst demnach zum 1. November 2019 von 68,73 auf dann 72,30 Prozent der Nationalparkfläche. Damit ist das endgültige Ziel, eine Naturzone von 75 Prozent, fast erreicht.
Der Beschluss des Kommunalen Nationalpark-Ausschusses, der am Dienstag im Glasmuseum Frauenau tagte und in dem neben den Landräten Rita Röhrl (Regen) und Sebastian Gruber (Freyung-Grafenau) auch die Bürgermeister der Nationalparkgemeinden vertreten sind, war einstimmig.
In den vergangenen Monaten hatte es eine kontroverse öffentliche Diskussion über die Bekämpfung des Borkenkäfers und damit über die massiven Eingriffe im Nationalpark gegeben. "Wir müssen heute eine fachlich fundierte Entscheidung treffen, abseits jeglichen öffentlichen Drucks", sagte Landrätin Rita Röhrl, die aktuelle Vorsitzende des Kommunalen Ausschusses, zu Beginn der Sitzung.

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Die Landräte Sebastian Gruber (FRG) und Rita Röhrl (Regen) begrüßten - ebenso wie die Bürgermeister - den Vorschlag von NP-Chef Franz Leibl (v.l.). -Foto: Hackl
"Die Borkenkäferbekämpfung im Park hat sehr viele Menschen irritiert", berichtete Nationalpark-Chef Dr. Franz Leibl. 2019 sei in Sachen Käfer ein "heftiges Jahr" gewesen. Man rechne 2019 mit einer Schadholzmenge von voraussichtlich rund 85000 Festmetern. "Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr", so Leibl.
Die Bekämpfung des Borkenkäfers führe nicht nur zu Beschwerden von Bürgern und Touristen. Die Maßnahmen bänden zudem Forsttechnik und Personal, das aktuell auch in den Privatwäldern dringend benötigt werde. "Auch für die Natur ist der Einsatz von Harvestern nicht förderlich", sagte Leibl.
All das habe die Verwaltung bewogen, das bisherige Vorgehen zu hinterfragen. Dabei habe man stets die Vorgaben der Nationalpark-Verordnung im Blick gehabt. Dort ist zum einen geregelt, dass bis zum Jahr 2027 75 Prozent des Nationalparkgebiets zur Naturzone entwickelt werden, und zwar in kontinuierlichen und angemessen Schritten. Zudem schreibt die Verordnung vor, dass bis 2027 die Ausbreitung des Borkenkäfers auf die Wälder der Hochlagen zwischen Rachel und Falkenstein zu verhindern ist. Eine - insbesondere von vielen Naturschützern geforderte - sofortige Erweiterung der Naturzone auf 75 Prozent sei mit der Verordnung nicht vereinbar, betonte der NP-Chef.
Leibl präsentierte dem Ausschuss anschließend den Vorschlag der Nationalparkverwaltung. Die von menschlichen Eingriffen unberührte Fläche des Nationalparks soll demnach zum 1. November 2019 um 869 Hektar anwachsen auf dann 72,3 Prozent der Gesamtfläche. Die neue Naturzone erstrecke sich hauptsächlich an den Westhängen des Großen Falkensteins mit Bergmischwäldern sowie im Bereich rund um den Hans-Watzlik-Hain.
Zudem soll eine fichtendominierte Fläche von rund 22 Hektar im Bereich Zwieslerwaldhaus zur Erholungszone erklärt werden. Eine Borkenkäferbekämpfung könne hier dann jeweils "im Einzelfall" entschieden werden. "Knapp 870 Hektar neue Naturzone ist eine große Tranche. Ich würde deswegen vorschlagen, dass diese Erweiterung für insgesamt drei Jahre gilt und wir 2020 und 2021 keine weitere Erweiterung mehr vornehmen", so Leibl.
Im Ausschuss stieß der Vorschlag des Park-Chefs auf absolute Zustimmung. "Mir scheint dieser Vorschlag nachvollziehbar und logisch", sagte Rita Röhrl. Man habe damit den Soll-Zustand von 75 Prozent Naturzone fast erreicht und könne sich bei der Borkenkäferbekämpfung nun auf die Randzonen zu den Wirtschaftswäldern konzentrieren.
Lindbergs Bürgermeisterin Gerti Menigat begrüßte auch die neue Erholungszone bei Zwieslerwaldhaus: "Hier haben wir Zeit, einen stabilen Wald zu schaffen", sagte sie. Menigat und auch Zwiesels 2. Bürgermeisterin Elisabeth Pfeffer bedankten sich bei Dr. Leibl für die ausführlichen Vorgespräche.
"Unsere Gäste haben kein Verständnis, wenn sie im Nationalpark unterwegs sind und dort auf Harvester treffen", sagte Eisensteins Rathaus-Chef Charly Bauer und bezeichnete Leibls Vorschlag als "sehr gut". Auch aus Sicht der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald sei der Vorschlag absolut zu begrüßen, äußerte Frauenaus Bürgermeister und FNBW-Aufsichtsratsvorsitzender Herbert Schreiner.
Zustimmung kam auch von Landrat Sebastian Gruber, der betonte, dass dem Altgebiet die Entwicklung im Nationalpark-Erweiterungsgebiet keineswegs egal sei. "Wir sind schließlich ein gemeinsamer Nationalpark", so Gruber. Mit Leibls Vorschlag würden sowohl die Interessen des Schutzgebiets, als auch die der Waldbesitzer gewahrt.

 

Christina Hackl

 



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