NP in Zahlen Das Nationalpark-Jahr in Zahlen
Leiter gibt im Kommunalen Ausschuss einen Rück- und Ausblick - Kritik an Informationspolitik zur Erweiterung Rainer Schlenz 03.07.2020 | Stand 02.07.2020, 17:14 Uhr
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92000 Festmeter Käferholz sind vergangenes Jahr im Nationalpark aufgearbeitet
worden. 2018 waren es nur rund 30000 Festmeter. -Foto: Archiv
Bayer. Eisenstein. "Rückblick auf 2019 und Ausblick auf 2020", so war der erste
Tagesordnungspunkt in der Sitzung des Kommunalen Nationalparkausschusses am
Mittwoch in der Arberlandhalle überschrieben. Beim zweiten Teil konnte sich
Nationalpark-Chef Dr. Franz Leibl ziemlich kurz fassen: Nahezu alle
Veranstaltungen, die heuer zum 50. Geburtstag des Schutzgebiets geplant waren,
sind Corona zum Opfer gefallen. Lediglich der Staatsempfang am 7. Oktober in
München ist noch nicht abgesagt, wie Leibl mitteilte. Außerdem soll es drei
Sonderausstellungen geben.
Der Rückblick auf 2019 nahm deutlich mehr Platz ein. Hier präsentierte der
Nationalpark-Leiter einige interessante Zahlen:
308606 Menschen wurden von Januar bis November vergangenen Jahres im Hans-Eisenmann-Haus, im Haus zur Wildnis und im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald gezählt. 11 touristische Betriebe sind zur Gruppe der Nationalpark-Partner hinzugekommen, die eng mit dem Park zusammenarbeitet. Insgesamt gibt es inzwischen 70 Nationalpark-Partnerbetriebe. 16 Käferarten, die nur in besonders naturnahen Wäldern vorkommen, sind mittlerweile im Nationalpark nachgewiesen. 2380 Pilze wurde im Rahmen des so genannten Funga-Projektes nachgewiesen. 475 Schulklassen mit mehr als 10000 Schülern haben am Umweltbildungsprogramm teilgenommen. 11685 Übernachtungen wurden im Wildniscamp am Falkenstein in Zwieslerwaldhaus und im Jugendwaldheim in Schönbrunn am Lusen registriert. 50000 Menschen in etwa haben an den Führungs- und Umweltbildungsveranstaltungen teilgenommen. 92000 Festmeter Borkenkäferholz sind 2019 angefallen - rund dreimal so viel wie im Jahr davor; außerdem 7500 Festmeter Schneebruch-Holz. "Und heuer schaut es nicht besser aus", sagte Leibl. 869 Hektar Fläche sind letztes Jahr neu in die Naturzone des Nationalparks aufgenommen worden, in der kein menschlicher Eingriff mehr stattfindet. Damit umfasst die Naturzone im Nationalpark jetzt 17516 Hektar; das entspricht 72,3 Prozent des Gesamtgebietes. "Die nächste Naturzonenausweisung kommt frühestens 2022", erklärte der Nationalpark-Chef. 18960 Hektar Naturzone sollen im Nachbarnationalpark Šumava ausgewiesen werden; der Großteil dieses Gebietes grenzt an den Bayerwald-Nationalpark an. "In Tschechien geht man jetzt den gleichen Weg, den wir hier schon lange verfolgen", sagte Leibl dazu. 77,7 0 Euro gab ein Nationalpark-Tourist 2019 pro Tag im Durchschnitt aus. Im Jahr 2007 lag dieser Betrag noch unter 50 Euro. Die Nettowertschöpfung bezifferte der Nationalpark-Leiter auf gut 26 Millionen Euro. "Das zeigt, dass man den Nationalpark nicht nur als Gewinn für die Natur, sondern auch für die Region und die Menschen hier bezeichnen kann", kommentierte Leibl. Er verwies in seinem Rückblick auch auf Schutzmaßnahmen für die seltenen Grau-Erlen, die noch an einigen Stellen im Nationalpark vorkommen. Wie bereits am Kolbersbach zwischen Lindbergmühle und Spiegelhütte geschehen, wurden 2019 am Reschbach bei Mauth Fichten gefällt, die den Grau-Erlen Licht und Platz nehmen. Leibl erwähnte zudem den Bau des neuen Falkenstein-Schutzhauses durch den Bayerischen Wald-Verein. "Das ging rucki-zucki, da können wir nur neidvoll hinschauen", sagte der Nationalpark-Chef mit Blick auf das Vorhaben des Parks, ein adäquates Waldschmidthaus am Rachel zu schaffen. Dafür werde in jedem Fall ein Anbau nötig sein, so Leibl. "Das wird definitiv länger dauern als beim Wald-Verein." Bei der Diskussion im Nationalpark-Ausschuss schlug Grafenaus neuer Bürgermeister Alexander Mayer vor, mehrere Radkorridore nach Tschechien zu schaffen und damit weitere Anbindungen an das dortige gut ausgebaute Radwegenetz. Franz Leibl verwies auf die bestehenden Radübergänge Gsenget und Buchwald und sagte, nach wie vor zur Debatte stünden ein Übergang an den Blauen Säulen und im Bereich Hochschachten. Er und sein tschechischer Kollege Pavel Hubeny seien für diese Übergänge, aber aktuell gebe es hier noch Widerstand bei tschechischen Stellen. Zur Sprache kam auch die angedachte Erweiterung des Nationalparks im Raum Mauth. Hier übte der Neuschönauer Bürgermeister Alfons Schinabeck Kritik an der Informationspolitik. Von den Plänen habe man mehr oder weniger aus der Zeitung erfahren. "Über so etwas sollte eigentlich zuerst der Nationalpark-Ausschuss informiert werden", meinte Schinabeck, "da fühlt man sich übergangen." Im Gremium erntete er damit viel zustimmendes Kopfnicken. Nationalpark-Chef Leibl betonte, man sei bei diesem Thema "erst am Anfang des Geschehens". Bei der 600 Hektar großen Fläche an der Ostgrenze des Parks, um die es geht, handle es sich um ein ökologisch sehr interessantes Gebiet. Nun müsse man mit den Staatsforsten über die Grenzfindung reden und man wolle auch die Menschen vor Ort nicht übergehen. Deshalb biete man zusammen mit der Gemeinde Mauth-Finsterau Bürgersprechstunden an. Mauths Bürgermeister Ernst Kandlbinder unterstrich, wie wichtig es sei, die Bürger einzubinden. "Wenn das gelingt", so Kandlbinder, "kann der Stellenwert des Nationalparks durch die Erweiterung noch weiter wachsen." |
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